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Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler
Mit der Genehmigung aus Dänemark steht die insgesamt rund 2500 Kilometer lange Pipeline vor der Vollendung. Bild: dpa
Mit Dänemark hat der letzte verbleibende Anrainerstaat grünes Licht für die Vollendung der umstrittenen Ostsee-Pipeline erteilt. Dennoch dürfte russisches Gas anders als geplant erst im kommenden Jahr nach Deutschland strömen.
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N ach jahrelange Verzögerung und im dritten Anlauf hat Dänemark nun den Bau der Gasleitung Nord Stream 2 durch seine Gewässer genehmigt. Das teilte die dänische Energiebehörde am Mittwoch mit. Damit steht der Vollendung der 1200 Kilometer langen Pipeline, von der mehr als 1000 Kilometer von Russland bis zur deutschen Ostseeküste schon verlegt sind, nicht mehr im Wege. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass der Gastransport wie zunächst geplant noch in diesem Jahr aufgenommen werden kann.
Das Bau- und Betreiberkonsortium Nord Stream 2 erklärte auf Anfrage, man werde eine „sicher und normengerechte Umsetzung in den nächsten Monaten sicherstellen“. Das Projekt schien lange Zeit auf der Kippe zu stehen, weil neben den osteuropäischen Staaten und der EU-Kommission auch die amerikanische Regierung starke Vorbehalte gegen den Leitungsbau und die damit vermutet wachsende Abhängigkeit Europas von russischen Energielieferungen hatte. Präsident Donald Trump hatte zwischenzeitlich sogar mit Sanktionen gegen beteiligte Unternehmen gedroht.
Die Leitung, die alles in allem knapp 10 Milliarden Euro kosten dürfte, wird unter der Führung des staatlichen russischen Gaskonzerns Gasprom errichtet. Fünf europäische Energiekonzerne, darunter Uniper und die BASF-Tochtergesellschaft Wintershall-Dea, die österreichische OMV, der Shell-Konzern und die französische Engie sind an der Finanzierung beteiligt. Mehr als 87 Prozent der Röhre sind schon verlegt. Laut dänischem Recht gibt es jetzt für Einsprüche eine Frist von einem Monat.
Man habe die Baugenehmigung für den Bau des geplanten Pipelinesystems auf einer Länge von 147 Kilometern in der dänischen Ausschließlichen Wirtschaftszone südöstlich von Bornholm erhalten, teilte Nord Stream 2 mit. Man werde die konstruktive Zusammenarbeit mit den dänischen Behörden fortsetzen, um den Bau der Pipeline abzuschließen, heißt es vom zuständigen Regionalmanager.
Das war der dritte Antrag auf eine Streckenführung um Dänemark. Die ersten beiden waren auf Widerstand der unter hohen außenpolitischen Druck stehenden Regierung in Kopenhagen gestoßen. Die Einigung auf den dritten Korridor wurde letztlich und ironischerweise nur möglich, weil Dänemark und Polen sich auf den Bau einer weiteren Gasleitung verständigt haben, die Polen mit norwegischem Gas versorgen soll.
Dafür mussten Territorialfragen in der Ostsee geklärt werden, die vorher eine Planung der Nord Stream 2-Leitung in dem Bereich verhindert hatten. Nachdem Dänemark in der vergangenen Woche der polnischen „Baltic-Pipe“ die Baugenehmigung erteilt hatte, folgte wenige Tage später nun auch die für die zweite Nord Stream-Leitung.
Mit der Doppelröhre werden die Transportkapazitäten für russisches Gas auf 110 Milliarden Kubikmeter im Jahr erhöht. Das überschreitet den deutschen Verbrauch beträchtlich. Allerdings wird das Gas in Deutschland nur angelandet. Es ist zum Verbrauch in ganz Europa bestimmt und wird teils direkt durch neue Leitungen abgepumpt, etwa nach Tschechien.
Da zur Fertigstellung der bisher verlegten Leitungsstränge noch je knapp 150 Kilometer fehlen, wird die Zeit für eine Inbetriebnahme bis Ende des Jahres sehr knapp. Denn vorher muss das gesamte System getestet und auf seine Dichtigkeit hin überprüft werden. Deshalb rechen Fachleute eher damit, dass das erste Gas durch die neuen Röhren im ersten Quartal 2020 ankommen wird.
Vorbereitungsarbeiten wie zum Beispiel die Installation von Betonmatratzen und Gesteinsaufschüttungen für die Querung von existierenden Seekabeln und Rohrleitungen als auch die anschließende Rohrverlegung würden in den kommenden Wochen beginnen, erkläre das Baukonsortium. Der dänische Teil der Pipeline werde aus Rohren zusammengesetzt, die schon in Mukran auf der Insel Rügen gelagert werden.
Alles in allem seien bis heute mehr als 2100 Kilometer der Nord Stream 2-Pipeline verlegt. Die Arbeiten in russischen, finnischen und schwedischen Gewässern seien vollständig, die in deutschen Gewässern größtenteils abgeschlossen. Auch der Bau Anlandestationen in Russland und Deutschland steht kurz vor dem Abschluss.
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Die Betreiber heben hervor, dass die Leitung eine sichere und stabile und wettbewerbsfähige Gasversorgung Europas gewährleisten werde. Kritiker indes sehen darin einen Versuch Russlands, die Ukraine (und andere Staaten) als Transitland zu umgehen und wirtschaftlich erpressbar zu machen, weil dann Milliardenerlöse aus Transitgebühren entfielen.
Die Bundesregierung und die EU-Kommission setzen deshalb darauf, den Ende des Jahres auslaufenden Transitvertrag zwischen Russland und der Ukraine durch einen neuen zu ersetzen, in dem Mindestmengen für Gaslieferungen Richtung Westen stehen.
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Genehmigung aus Dänemark: Nord Stream 2 darf fertig gebaut werden
Nord Stream 2 darf fertig gebaut werden
Mit Dänemark hat der letzte verbleibende Anrainerstaat grünes Licht für die Vollendung der umstrittenen Ostsee-Pipeline erteilt. Dennoch dürfte russisches Gas anders als geplant erst im kommenden Jahr nach Deutschland strömen.
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